20 | 04 | 2024

Verdunstung und Transpiration sind nur sehr aufwendig messbar. Deshalb behilft sich die Wissenschaft mit Modellen. Tatsächliche Werte sind aber kleiner oder gleich als die Werte der Modelle.

Infiltrationsrate: Der Sandboden hat eine Infiltrationsrate von größer 50 mm/h.3 Das heißt Starkniederschläge von 50 Liter und mehr pro Quadratmeter und Stunde sollte er problemlos ohne Oberflächenabfluss aufnehmen können. Erosionen nach Starkniederschlägen waren bisher die Ausnahme und beschränkten sich auf die einzelnen Parzellen.

Diese ist problemlos für die verschiedene Bodentypen messbar.

Feldkapazität: Ist die maximale kapillare Bindungskapazität erschöpft und durch osmotische Bindung keine Festlegung von Wasser gegen die Schwerkraft mehr möglich, so ist der maximal mögliche Wassergehalt des betrachteten Bodenkörpers erreicht. Die dann gebundene Menge an Wasser in dem betrachteten Bodenvolumen wird Feldkapazität FK genannt. Die Feldkapazität ist abhängig von den Bodeneigenschaften und von den jeweils vorherrschenden Bodentemperaturen. So kann bei sonst gleichen Bedingungen hinsichtlich der Bodenstruktur ein warmer Boden weniger Wasser binden als ein kühlerer Boden.3 Der permanente Welkepunkt ist der Wassergehalt im Boden, auf den die Rebe nicht mehr zugreifen kann. Die nutzbare Feldkapazität nFK ist die Differenz aus der potentiellen Feldkapazität und dem permanenter Welkepunkt.

Der Sandboden kann 9 Liter Wasser pro Quadratmeter und 10 Zentimeter Tiefe speichern. Der Welkepunkt liegt bei 2 Liter pro Quadratmeter. Bis 1 Meter Bodentiefe sind es demnach 70 Liter pro Quadratmeter, die der Rebe theoretisch und maximal zur Verfügung stehen.4

Evaporation: darunter wird die Verdunstung von Wasser auf einer ebenen und unbewachsenen Fläche verstanden und in mm/d (Liter Pro Tag) angegeben. Anhand der Wetterparameter Lufttemperatur, relative Luftfeuchte, Windgeschwindigkeit und Globalstrahlung kann die potentielle Verdunstung gemäß Penman errechnet werden.3 Diese Formel bezieht sich aber nur auf gut mit Wasser versorgte Böden. Die Evaporation ist nicht vernachlässigbar.

Die reale Verdunstung ist kleiner oder gleich der potentiellen Verdunstung.

Transpiration: Das ist die Wassermenge, die die Reben über die Spaltöffnungen auf der Blattunterseite an die Atmosphäre abgeben.

Die Wasserbilanz der Rebe während der Vegetationsperiode von April bis Oktober ergibt sich aus der Differenz von über die Wurzeln aufgenommenem Wasser und der Verdunstung über die Spaltöffnungen der Blätter der Rebe. Diese ist für Dresden ausgeglichen. Hier stehen 429 mm Niederschlag 434 mm potentieller Verdunstung gegenüber. Dazu kommt die Verdunstung über die Blattmasse einer eventuell vorhandenen Dauerbegrünung.

Evapotranspiration: Das ist die Summe aus der Transpiration der Reben und der Begrünung über die Blattoberfläche und der Verdunstung des Bodens. Diese ist nur schwer oder aufwendig messbar. Deshalb bedient man sich Modellen.

Die reale Verdunstung der Rebe ist kleiner als die potentielle Verdunstung, da die Rebe bei Wassermangel die Verdunstung über die Spaltöffnungen verringert.4 Diese ist nur sehr aufwendig meßbar.

In dem Buch Terroir4 werden in einer Tabelle beispielhaft für eine Rieslinganlage jeweils für 4 verschiedene Witterungsverläufe und für die Monate Juli und September die potentielle Verdunstung angegeben. Die potentielle Verdunstung schwankt im Juli von 1,9 bis 6,8 und im September von 0,6 bis 4,4 mm (Liter pro Quadratmeter und Tag). Es wird eine Ertragsanlage mit voller Laubwand angenommen. Für Junganlagen gelten andere Werte.

Das bedeutet vereinfacht gesagt: bei heißem, sonnigem und trockenem Wetter mit Tageshöchsttemperaturen von 32 °C und ein paar anderen Werten verdunsten theoretisch innerhalb von 10 Tagen 68 Liter über die Laubwand. Das ist fast die ganze nutzbare Feldkapazität bis in 1 Meter Tiefe, wenn diese vorhanden war. Die Rebe hat aber ein paar Mechanismen, sich dagegen zu wehren.

Von Matthias Meinck von der Wetterstation Loschwitz erhalte ich die Evapotranspiration für unseren Standort:

[mm] Jan Febr März April Mai Juni Juli Aug Sept Okt Nov Dez Jahr
2010 8 20 46 77 58 107 117 70 49 38 18 7 615
2011 11 23 49 78 114 104 84 82 63 33 22  20  683
2012 17 17 56 81 116 90 100 99 62 32 15  12  697
2013 9 10 33 63 69 87 121 91 47 41 16  18  605
2014 14 33 55 73 83 109 106 80 45 35 18  13  664
2015 16 24 49 78 102 93 130 118 59 32 23  21  745
2016 14 27 39 71 106 96 101 97 73 19 17  16  676
2017 11 26 56 63 107 126 103 92 56 33 15  18  706
2018 21 23 44 96 128 110 136 122 62 51 26  14  833
2019 13 30 55 99 88 151 125 105          

Diese Zahlen folgen sehr schön den monatlichen Temperaturabweichungen der Wetterstation in Loschwitz.

Die Jahreswasserbilanz des Sandbodens ergibt sich aus dem Jahresniederschlag abzüglich Versickerung, Verdunstung des Bodens und der potentiellen Verdunstung der Rebe und Begrünung. Eine Dauerbegrünung verbraucht im Jahr zwischen 60 und 90 mm/m2 Niederschlag zusätzlich.3

Mir erscheint im Moment die Verdunstung des Sandbodens im Zusammenhang mit der nutzbaren Feldkapazität das entscheidende Kriterium für den Wasserstress des Weinberges zu sein.

Hier ist speziell für Junganlagen eine Betrachtung notwendig, insbesondere die vorhandene Feldkapazität in Abhängigkeit von der Bodentiefe.

[1] Boer, Elisabeth; Koepert, Otto  Die Dresdner Heide und ihre Umgebung, 1932
[2} Othmar Nestroy, Den Boden verstehen, Leopold Stockerverlag Graz - Stuttgart, 2017
[3] Wolfgang Patzwahl, Bewässerung im Weinbau, Eugen Ulmer KG, 2007
[4] Hoppmann, Schaller, Stoll, Terroir Wetter Klima Boden, Eugen Ulmer KG, 2017, 2. Auflage
[5] Torsten Griebel, Untersuchungen über die Anteile der Transpiration der Rebe und der Evaporation in begrünten Rebbeständen an der Gesamtverdunstung, Geisenheimer Berichte, 1996
[6] Bernd Gruber, Untersuchungen zur Bodenfeuchtedynamik und zum Pflanzenwasserhaushalt bei verschiedenen Bodenmanagment- und Laubwandsystemen von Vitis vinifera L. (cv. Riesling) im Steilhang - ein Ansatz zur bedarfsgerechten Steuerung von Tröpfchenbewässerungsanlagen, Geisenheimer Berichte, 2013

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