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Zum 1. Dezember 1990 habe ich mein Gewerbe als Handelsvertreter für Wein, Sekt und Spirtuosen angemeldet. Da ist es jetzt an der Zeit einen Rückblick zu wagen. An diesem Tag begann auch meine Tätigkeit für die Firma Eggers & Franke aus Bremen. Weitere Firmen folgten. Bei den meisten dieser Firmen spielten Listungen bei westdeutschen Einzelhandelsfirmen und C&C-Betrieben eine Rolle. Diese Infrastruktur gab es aber noch nicht.

Chronik der Firmen

Beginn   Ende
01.12.1990 Eggers & Franke Bremen 31.12.2008
01.01.1991 WZG, Möglingen 31.03.2000
11.06.1992 Becksteiner Winzer e.G. 31.12.2016
01.03.1994 GWK 30.04.2005
15.04.1994 Weinland Baden GmbH, Freiburg 31.03.2014
01.06.1995 HCH HandelsContor Hallert GmbH, Hamburg 30.04.2016
01.03.2005 Joh. Eggers Sohn GmbH & Co. KG, Bremen 31.12.2008
01.05.2006 Reidemeister & Ulrichs GmbH, Bremen 31.03.2007
01.08.2007 Landesweingut Kloster Pforta, Bad Kösen  
01.01.2008 Weingut Lergenmüller, Hainfeld 31.03.2014
01.01.2009 deuna Handelsgesellschaft mbH, Augsburg 31.07.2013
01.01.2009 pacific wine company GmbH, Langen  
01.01.2009 Vin sur Vin Diffusion, Berlin  
01.01.2009 Bouvet Ladubay, Saumur  
01.03.2009 Weingut "Zur Schwane" (Gutskomplizen)  
01.08.2009 Weingut Dr. Pauly-Bergweiler (Gutskomplizen)  
01.08.2009 Gut Nägelsförst GmbH (Gutskomplizen)  
01.09.2009 Weingut Sonnenhof Fischer GbR (Gutskomplizen)  
01.09.2013 Weingut "Rothes Gut", Meissen  
01.03.2014 Winzerhof Landauer-Gisperg, Tattendorf, Österreich  
01.04.2014 Weingut Studier (Gutskomplizen)  
01.09.2014 Weingut Josten & Klein GmbH  
01.10.2015 Weingut Seebrich  

Der Einzelhandel fand 1990 in den maroden Läden der staatlichen Handelsorganisation HO der DDR, in den Geschäften der Konsumgenossenschaften und wenigen privaten Einzelhandelsgeschäften statt. Die Filialnetze der HO wurden wie folgt aufgeteilt: Dresden an Spar, Leipzig an dohle, Chemnitz an EDEKA Nordbayern und Cottbus an Tengelmann. Um die Versorgung der DDR-Bevölkerung zu sichern, beschließt die Regierung Helmut Kohl Fördermaßnahmen und Sonderabschreibungen für Investitionen in Einzelhandelsflächen in den neuen Bundesländern. Folgende Firmen werden sich in Sachsen ansiedeln:

Die neuen Einkaufsmöglichkeiten

SB-Warenhäuser
allkauf allkauf, Mönchengladbach
Big Markt Nanz-Gruppe, Stuttgart
Eurospar Spar, Hamburg
Famila Bremke & Hoerster, Arnsberg / Soest
Kaufland Lidl & Schwarz
Kaufmarkt Nürnberg
Krone, Komm Kathrainer AG, Poing
Globus Globus, St. Wendeln
Handelshof Lidl & Schwarz
Hit dohle, Siegburg
Interspar Spar, Hamburg
Magnet Tengelmann
Marktkauf AVA, Bielefeld
massa-mobil Metro
meister-Markt Metro
Multi-Center Kriegbaum, Böblingen
neukauf EDEKA, Ingolstadt
Paletti Lugau, REWE - Dortmund, privat
Plaza Coop, Dortmund
real Metro
Simmel EDEKA Nordbayern, privat
toom REWE
Wertkauf Wertkauf, Karlsruhe
Kaufhäuser
Hertie  
Horten  
Karstadt  
Kaufhof  
Cash & Carry - Betriebe
EDEKA C&C EDEKA Nordbayern
Metro C&C Metro
Mios C&C EDEKA Minden
neuland C&C Markant
Ruef Handelshof C&C Lidl & Schwarz
SB-Großmarkt C&C Spar
Schaper C&C Asko, Hannover
Selgros C&C REWE
zweistufiger Handel
diska EDEKA Nordbayern
extra-Markt Asko, Hannover
Marktfrisch dohle, Siegburg
REWE REWE Nordost
SB-Halle EDEKA Nordbayern
Simmel EDEKA Nordbayern, privat
Spar-Markt Spar, Hamburg
Tengelmann Tengelmann

Ich musste mir dann doch die alten Kalender aus dem Archiv holen. Im Kalender 1991 finde ich Einträge wie LÖMA, Mälzerei, Centrum-Warenhaus, Konsument Warenhaus in Zwickau, Dreha-Getränke GmbH, Bellevue Dresden, Konsum in der Rosenstrasse in Dresden, Konsum und Westkauf Center in Chemnitz, Dresdner Weinkontor, Fleigeno Dresden, WIGRO in Wilsdruff, Hotel Astoria und die Planwirtschaft in Dresden, Hit in Leipzig, das dohle-Lager in Theißen, ...

weitere Kontakte 1991


Sero-Getränke in Dresden, Interhotel Kongress in Chemnitz, Mitropa Dresden, Rebe N°1 in Leipzig, F.G. Francke in Bischofswerda, Getränke Helmke in Wilschdorf, Weinhaus Trenkler in Dresden, Getränke Thamm in Pirna, Weinstube Rebstock, Flack & Co in Radebeul, SÜGRO in Dresden, Hotel Blauer Engel in Aue, Selgros in Dresden, Firma Georg Bliedung in Chemnitz, HAGETA und Spar in Döbeln, Gustav Müller in Dürrröhrsdorf, Spina in Radebeul, "Tröpfchen" in Dresden, Hotel Schloß Eckberg, Getränke Staude in Taucha, Lekkerland in Limbach-Oberfrohna, Knüttel in Leipzig, Weinhof in Niederwiesa, K. Siebeneicher in Ammelsdorf, Getränke Mayer in Bautzen, Kulturpalast Dresden, Getränke Schenker in Senftenberg, Hotel Birkenhof in Oberwiesenthal, Ellen Bethe in Dresden, Ernst Schmole in Pirna, Weinhandlung Andrich in Radebeul, Elfering GmbH in Coswig, Leo Spirituosen in Leipzig.

Die ersten Aufträge gebe ich telefonisch bei der Post im Hauptbahnhof durch. Die Gespräche werden handvermittelt in die Zellen verbunden. Anstellen und warten war selbstverständlich. Dann stellt mir eine befreundete Firma einen Raum zur Verfügung, wo ich Anrufbeantworter und Fax-Gerät installieren kann. Einen eigenen Telefonanschluss soll ich erst im Frühjahr 1993 erhalten.

Die Neunziger Jahre - Expansion in der Großfläche


Am 28. Mai 1991 räume ich den Hit-Markt für Eggers & Franke ein. Das war dann der erste Kunde mit einer Listung. Im Sommer tauchen die ersten Einträge Kaufland in Zwickau und Handelshof in Hoyerswerda und Senftenberg auf. Hier war ich für die Firma Datograf aus Heilbronn unterwegs. Datograf produzierte Bierzapfgeräte für 5-Liter-Partyfässer. Fünf Umkarton á 24 Bierzapfgeräte waren damals ein normaler Auftrag im Vierwochenrhythmus. Es folgten die Listung bei der EDEKA Nordbayern. Im Juni eröffnet Selgros in Chemnitz. Im Oktober finde ich den ersten Eintrag Karstadt in Dresden. Im November eröffnet der Extra-Markt in Werdau. Im Dezember eröffnen Big in Günthersdorf, Selgros in Cottbus und die Metro ihren ersten Markt.

Anfang 1992 eröffnet der Big - Markt in Leipzig - Seehausen. Lidl & Schwarz mit Handelshof, Kaufland und Kaufmarkt sowie die Metro-Gruppe mit massa-mobil eröffnen im Wochen- oder Monatsrhythmus provisorische Verkaufsflächen in Zelten oder Leichtbauhallen. Famila in Steinpleis eröffnet. Eggers & Franke erhält eine Listung in den Big - Märkten in Günthersdorf und Leipzig - Seehausen. Globus eröffnet seinen ersten Markt in Markkleeberg. Die Tengelmann -  Gruppe eröffnet seinen ersten Magnet - Markt in Delitzsch.

Im Januar 1993 eröffnet der dritte Big - Markt in Chemnitz - Röhrsdorf. Die Metro - Gruppe eröffnet den meister - Markt in Leipzig - Burghausen. Globus eröffnet in Hoyerswerda und Plauen. real eröffnet seinen ersten Standort in Plauen im Vogtland. Magnet hat jetzt Standorte in Delitzsch, Kamenz und Weißwasser.

Im September 1994 eröffnet Wertkauf in Heidenau. Im Herbst erreiche ich eine Listung bei den REWE - Märkten der Petz - Verbrauchermarkt GmbH in Radebeul. Kaufland C&C in Görlitz firmiert in Ruef Handelshof um. Lidl & Schwarz investiert munter in neue Flächen und Neubauten. massa - mobil bleibt untätig hinsichtlich der Modernisierung seiner Standorte.

Anfang 1995 eröffnet InterSpar in Cottbus, Leipzig und Weißwasser. Famila eröffnet in Glauchau, real seinen zweiten Markt in Plauen, Magnet in Zschopau und Ruef Handelshof C&C in Dresden. Der meister - Markt in Leipzig Burghausen firmiert in real um. Magnet eröffnet in Ebersbach in der Oberlausitz. Die Big - Märkte werden an die AVA in Bielefeld verkauft und firmieren als Marktkauf. Magnet eröffnet in Dresden.

Ende Mai 1996 beende ich meine Tätigkeit für die Firma Datograf. Der Aufwand für die Umsetzung der Listung in den vielen Märkten von Lidl & Schwarz, sowie massa - mobil und der EDEKA Nordbayern war groß. Streckenlistungen im Sortiment Wein waren da nicht zu erwarten. Desweiterem hatte ich für die WZG, Weinland Baden und Eggers & Franke die Märkte von Globus, Famila, Magnet, Hit, Interspar und C&C-Betriebe zu betreuen. Ein wichtiger Gedanke war auch, den Kontakt zum Fachhandel nicht zu verlieren. Die Firma Kriegbaum eröffnet sein Multi-Center in Leipzig - Grünau. Im September eröffnet Hertie in Dresden. Magnet eröffnet in Dresden - Weixdorf und Ruef Handelshof C&C in Chemnitz.

neuland C&C in Meerane, Annaberg-Buchholz und Pirna firmieren 1997 in Markant C&C um. Die Firma Tengelmann übernimmt von der insolventen Kathrainer AG komm - Märkte in Brehna, Torgau und Neustadt in der Oberlausitz und eröffnet diese als Magnet - Märkte. Andere Standorte gehen an Lidl & Schwarz oder werden geschlossen. Im Frühjahr 1998 eröffnet Globus in Zwickau. Magnet eröffnet in Dresden - Weißig. Im Jahr 1998 tritt die amerikanische Firma Walmart mit der Übernahme von Interspar in den deutschen Markt ein. Dies betrifft bei mir nur den Standort Cottbus. Die Firma allkauf verkauft seine Märkte an die Metro - Gruppe. Die Märkte werden in real umfirmiert. Die Firma Kriegbaum verkauft an die Metro - Gruppe. Das Multi - Center in Leipzig firmiert 1999 in real um.

Die Expansion in der Großfläche ist Ende der Neunziger Jahre abgeschlossen. Lediglich Lidl & Schwarz wächst noch mit neuen Flächen. Der Konzentrationsprozess hat bereits angefangen.

Den klassischen Weinfachhandel gab es in der DDR nicht. Lediglich einige kleine Händler haben sich der Verstaatlichung entziehen können. Diese fungierten als Kommissionshändler des staatlichen Großhandels. Beispiele sind die Firma Andrich in Radebeul und F.G. Francke in Bischofswerda. Vielmehr gründeten sich eine Reihe neuer Betriebe, die sich mit dem Handel der neuen Vielfalt an Weinen beschäftigten.

Die Gastronomie der DDR war ebenfalls in der staatlichen HO oder den Konsumgenossenschaften integriert. Es war abzusehen, daß diese beiden Monopole nicht bestehen können, weil sich eine Vielzahl neuer Betriebe mit neuen Konzepten etablierten. Diese Objekte der HO und des Konsum wurden schnell entweder privatisiert oder geschlossen.

Der Weinfachhandel musste sich in den 90iger Jahren der zunehmenden Konkurrenz des neu entstanden Lebensmitteleinzelhandels stellen. Eine Sortimentstrennung zu den Lieferanten des Lebensmittelhandels fand kaum statt. Aktiv im Vertrieb in den neuen Bundesländern waren die großen Importeure, die großen Winzergenossenschaften und ganz wenig Weingüter. Importe aus den europäischen Weinbauländern waren für die kleinen Fachhändler aufgrund der geschlossenen Grenzen praktisch unmöglich.

Im September 1996 gibt es den ersten Kontakt mit Herrn Rüdiger Kleinke von der Firma www.weinbestellung.de in Delitzsch.

Die Jahrtausendwende - Konzentration auf der Großfläche


Im Januar 2000 übernimmt Walmart die Firma Wertkauf. In Sachsen betrifft dies den Markt in Heidenau. Wertkauf war damals der profitabelste Betreiber in der Großfläche.  Als nächstes verkauft die Firma Tengelmann ihre 111 Warenhäuser. Die Magnet-Märkte in Sachsen gehen an Lidl & Schwarz und firmieren als Kaufland oder Kaufmarkt. Die WZG organisiert seinen Vertrieb in Ostdeutschland neu. Zukünftig werden die Kunden von Bayern bis an die Ostsee von einer Agentur betreut. Im Sommer gibt real seine ersten Märkte an Lidl & Schwarz ab. Die real-Märkte in Plauen-Kauschwitz und -Chrieschwitz firmieren als Kaufmarkt und Kaufland. In diesem Jahr gelingt mir eine Listung mit Aktionsartikeln der GWK bei der Firma Konsum Dresden e.G..

2001 passiert nichts im Markt in Sachsen. 2002 verkauft Markant C&C seinen Märkte in Pirna und Annaberg-Buchholz an die EDEKA Nordbayern, die zukünftig als EDEKA C&C firmieren. Die SB-Großmarkt GmbH der Spar verkauft den Markt in Bautzen an Schaper C&C. Der Markt in Zwickau wird später geschlossen. Ende 2002 verkauft Lidl & Schwarz seine Cash & Carry - Sparte Ruef-Handelshof an die EDEKA. Die Märkte in Chemnitz, Dresden und Görlitz firmiert die EDEKA Nordbayern 2003 als EDEKA C&C um. Der Markt in Cottbus wird ein MIOS-Markt der EDEKA Minden.  Im Jahr 2003 verkauft die Firma Bremke & Hoerster ihre Famila-Märkte in Glauchau und Steinpleis an Lidl & Schwarz. Die Märkte firmieren zukünftig als Kaufland.

2004 gelingt mir die Listung bei der Firma Simmel für die Firmen GWK und Eggers & Franke. 2005 beginnt die Moselland eine Vertriebskooperation mit der Winzergenossenschaft Rietburg in der Pfalz. Das Deutsche Weintor scheidet aus der GWK aus. Bis dahin bestand in Sachsen eine Aufgabenteilung zwischen den festangestellten Mitarbeitern der GWK, die die Großfläche betreuten, und mir. Ich betreute den Fachhandel und den selbständigen Einzelhandel. Die Moselland entschloss sich, meine Kundengruppen durch ihre Mitarbeiter zu betreuen. 2005 übernimmt die EDEKA die Filialen der Spar Deutschland. Das hatte für Sachsen kaum Bedeutung, da die Spar hier kaum in Verkaufsflächen investiert hatte. Im Sommer 2006 beendet der weltweit größte Einzelhändler Walmart sein Engagement in Deutschland und verkauft seine Märkte an real. Dies betrifft bei mir die Filialen in Cottbus und Heidenau. Lidl & Schwarz hat in den letzten Jahren seine Filialen Kaufland, Kaufmarkt und Handelshof einheitlich auf Kaufland umgestellt und eröffnet weiter. real gibt Märkte auf bzw. verkauft an Lidl & Schwarz: Chemnitz, Cottbus, Freital, Guben, Leipzig-Grünau, Werdau und Zittau. toom schließt ab 2013 seine Filialen in Elsterwerda, Chemnitz und Zittau und firmiert neu als REWE-Center. real Niederau schließt 2015.

2015 gibt es folgende Filialisten in der Großfläche:

dohle Hit in Leipzig
Globus Hoyerswerda, Leipzig, Markkleeberg, Weischlitz, Zwickau
Kaufland fast 100 mal in Sachsen und Südbrandenburg
Marktkauf Bautzen, Chemnitz, Cottbus, Döbeln, Eilenburg, Görlitz, Lauchhammer, Markkleeberg, Oschatz
real Bannewitz, Cottbus, Heidenau, Leipzig-Burghausen und - Grünau, Riesa

Seit dem Jahr 2000 finde ich wieder deutlich mehr Einträge hinsichtlich Besuche des Fachhandel und Fachgroßhandel in meinem Kalender. Dies geht einher mit den Verkäufen der Firma Tengelmann und anderer mittelständiger bzw. inhabergeführter Unternehmen in der Großfläche an Lidl & Schwarz. Für mich war absehbar, daß dieser Trend weiter anhalten wird, was sich dann später auch bestätigen sollte. Den Verlust der WZG 2000 und der GWK 2005 konnte ich sehr gut verschmerzen. Beide Lieferanten hatten keine Ambitionen im Fachhandel. Die Sortimente, die ich zu diesem Zeitpunkt verantwortete, waren nunmehr auch nicht unbedingt mehr fachhandelstreu. Mir gelang der Spagat jedoch ganz gut. Andere Lieferanten mit neuen fachhandelstreuen Konzepten drängten auf den Markt.

Die Firma Eggers & Franke gründet 2005 die Firma Joh. Eggers Sohn GmbH & Co. KG neu und startet mit einem Sortiment exclusiv für den Fachhandel und die Gastronomie. Es ist das erste Mal, daß ich mit allen Kollegen bundesweit gemeinsam ein neues Projekt beginne. Ich sollte von Anfang an immer unter den drei umsatzstärksten Agenturen sein. Und ich habe keine Abstriche in den Vertriebskanälen gemacht.

2007 übernehme ich die Vertretung für das Landesweingut Kloster Pforta aus Bad Kösen. Erstmals arbeite ich mit einem Weingut zusammen. 2008 übernimmt die Firma Racke die Mehrheit an Eggers & Franke und bringt ein umfangreiches Portfolio an Weinsortimenten für den Lebensmittelhandel ein. Der Vertrieb wird neu organisiert und von über 20 Agenturen zum 1.1.2009 auf neun Agenturen gemäß Nielsengebieten reduziert. Die Firma Eggers & Franke kann meinen Überlegungen zur Neuausrichtung meiner Agentur nicht zustimmen. Ich kündige der Joh. Eggers Sohn GmbH & Co. KG und starte ab 1.1.2009 mit folgenden Firmen neu: deuna Handelsgesellschaft mbH, pacific wine company GmbH, Vin sur Vin Diffusion und Bouvet Ladubay. Im Laufe des Jahres 2009 folgen die Weingüter der "Gutskomplizen". Im Dezember 2009 übernimmt die Familie Meier erneut 100%ig die Anteile an Eggers & Franke. Marcus Moller-Racke scheidet aus. 2013 kündigt die Firma Weinland Baden GmbH fast allen Agenturen in Ostdeutschland und besetzt größere Gebiete mit weniger Agenturen. Ich sehe dies mit einem lachendem und einem weinendem Auge. Weinland Baden kommt meinem Wunsch nach Veränderung zwei bis drei Jahre zuvor. Die Weinland Baden GmbH hat immerhin ca. 2000 Hektar Rebfläche zu vermarkten. Und weniger als fünf Prozent Umsatz im Fachhandel am Gesamtumsatz sprechen deutlich für eine Vermarktung mit Schwerpunkt Lebensmittelhandel.

2013 folgt das Weingut "Rothes Gut" aus Meissen, 2014 der Winzerhof Landauer-Gisperg aus der Thermenregion und das Weingut Josten & Klein mit Flächen an der Ahr und dem Mittelrhein und 2015 das Weingut Seebrich aus Nierstein. Damit ist der Grundstein für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Gastronomie und dem Fachgroßhandel gelegt.

Rückblick auf die Entwicklung der Sortimente


Der Start mit Eggers & Franke, der WZG und ab 1994 der Weinland Baden GmbH war aus heutiger Sicht richtig, obwohl diese sich Anfang der 90iger Jahre schon im gehobeneren Preisgefüge für die ostdeutschen Konsumenten bewegten. Aufgrund fehlender Infrastruktur im Lebensmittelhandel konnte ich diese Weine auch gut im entstehenden Fachhandel platzieren, was später aber klare Sortimentstrennungen erforderte. Dies war in dieser Zeit bis zu einem gewissen Grad möglich. Der Kunde, der Beratung brauchte, war mir schon damals lieber. Dennoch war es eine aufregende Zeit als die ersten SB-Warenhäuser eröffneten. Fast alle westdeutsche Einzelhändler sollten in Sachsen mit Ihren Häusern präsent sein. Für mich war das auch wirtschaftlich notwendig, da der Fachhandel noch nicht so verbreitet wie heute war. Die fehlende Umsatzlücke im Sortiment Wein konnte ich in den ersten Jahren mit der Firma Datograf sehr gut schließen. Weingüter waren im Fachhandel kaum vertreten.

Beaujolais, einfache Bordeaux, Fronton, lieblicher Rotwein aus Valencia, einfacher Rioja San Esteban, Chianti, Lambrusco, Weine der KWV waren gefragte Weine im Fachhandel, ebenso die Rebsortenweine der WZG. Die Weine der Genossenschaften von Weinland Baden waren dann schon etwas Besonderes. Später waren auch etwas bessere Qualitäten im bescheidenem Umfang absetzbar.

Die Wettbewerbssituation war in den 90iger Jahren begrenzt. Die Firmen Schlumberger und Wein Wolf wurden von Fachgroßhändlern vertreten. Reidemeister & Ulrichs und die Firma Mack & Schühle waren auch im Fachhandel aktiv. Aus Baden war der Badische Winzerkeller präsent. Die WZG hatte keinen Wettbewerber. Wahrscheinlich konnten die Ortsgenossenschaften in Baden und Württemberg noch gut mit den Umsätzen in ihren Heimatmärkten leben.

Der Sächsische Weinbau trat Anfang der 90iger Jahre in Konkurrenz zu den Weinen aus der gesamten Welt und geriet in eine Vermarktungskrise. Weine aus Übersee erzielten Marktanteile von über zehn Prozent. Herkunftsland und Rebsorte reichten vielen Konsumenten aus. Prof. Dr. Georg Prinz zur Lippe und seinen Mitstreitern im Weingut Schloß Proschwitz ist es maßgeblich zu verdanken, daß der Sächsische Weinbau den heutigen Erfolg im Fachhandel und der Gastronomie hat. Konsequente Qualitätspolitik und marktgerechte Preise ermöglichten den heute existierenden selbstvermarktenen Weingütern die Selbständigkeit. Heute besetzen Sächsische Weine die Premiumpreisklasse im Fachhandel und in den Weinkarten der Gastronomie.

Auf den Fachhandel und die Gastronomie orientierte und spezialisierte Importeure traten erst ab um die Jahrtausendwende in den Markt ein. Und sie waren erfolgreich, da die großen Importeure mit ihren Sortimenten in allen Vertriebskanälen unterwegs sind.

Gute deutsche Weingüter waren von Anfang an wenig präsent. Der Markt war dafür aufgrund der Preise nicht vorhanden. Das änderte sich erst mit dem zaghaftem Entstehen einer gehobenen Gastronomie ab Ende der 90iger Jahre, die sich dem Thema annahm. Hier sind insbesondere bekannte Namen und VDP-Weingüter aktiv geworden.

Rückblickend muß ich erkennen, daß erst nach Beendigung der Tätigkeit für Weinland Baden eine vernünftige Zusammenarbeit mit der Gastronomie möglich wurde. Die Betreuung des Lebensmittelhandels bestimmt maßgeblich den Rhythmus der Arbeit einer Handelsagentur. Diesem lässt sich die Gastronomie nur schwer unterordnen.

Ich habe für mich beschlossen einen Weg zu gehen, der es noch jungen Winzern ermöglicht, den Einstieg in den hiesigen Markt zu finden. Auf ein gutes Preis- Leistungsverhältnis, eine klare Preispolitik, die Aussicht auf Wachstum und eine Bekanntheit in naher Zukunft lege ich großen Wert.